In der Mainzer Allgemeinen Zeitung vom 08.04.2014 war
über das Konzert der Ginsheimer Kantorei vom 06.04.2014 zu lesen:

Aufwühlend, emotional, präzise
Kirchenmusik - Ginsheimer Kantorei überzeugt mit Interpretation der Matthäuspassion

GINSHEIM (uli). Der gekreuzigte Jesus ist der zentrale Blickfang im ansonsten relativ schhmucklosen Altarraum der Lichtenberg-Kirche zu Ginsheim. Und um jenen Gottessohn, der einst von Judas verraten und unter Pontius Pilatus ans Kreuz genagelt wurde, ging es am Sonntag in einem denkwürdigen Konzert der Kantorei der evangelischen Kirchengemeinde.
   Chorleiter Armin Rauch hatte im Rahmen einer Projektarbeit die 1666 als Spätwerk entstandene "Matthäuspassion" von Heinrich Schütz einstudiert. Diese projektbezogene Chorarbeit hat bereits seit Jahren Erfolg und erfreut sich wachsenden Zulaufs. Dieses Mal stand Rauch mit fast 50 Vokalisten nicht nur zahlenmäßig, sondern auch qualtitativ ein besonders großer Sängerkreis zur Verfügung.
     Mit Motetten und geistlichen Gesängen von Heinrich Schütz stellte sich das Ensemble zum Auftakt als harmonischer Klangkörper vor. Begleitet von Organist Klaus Uwe Ludwig war bei "Also hat Gott die Welt geliebt" und "Die mit Tränen säen" herauszuhören, dass präzise an Intonation und Rhythmik gearbeitet wurde. Einer starken Basslinie der Männer stand ein nicht minder präsenter, floral umwebender Sopran der Frauengruppe gegenüber, was zu einem überaus vollen und differenzierten Klang führte. Auch der vierstimmige Gesang "Lob und Preis sei Gott dem Vater" geriet zu einem frühen Glanzstück im Konzert.
    Die Oberlinger-Orgel bearbeitete Klaus Uwe Ludwig anschließend in einer Partita von Samuel Scheidt auf virtuose Weise. Es war ein analytisches Spiel mit kontrapunktischen Bassläufen und schwingenden Obertönen. Ludwig übernahm dann anschließend die Stimme des Jesus in der a-capella Version von Schütz' "Matthäuspassion", die sich auf die Schilderungen des Evangelisten zum Leiden und Sterben des Gottessohnes stützt.
   Es bedurfte einer gewissen Gewöhnung, um sich an den eher schlanken Ton der Solosänger zu gewöhnen, die im Dialog mit dem voluminösen Chor die letzten Stunden im Leben von Jesus Christus nacherzählten. In seinen langen Rezitativ-Passagen schlug Christian Petrenz als Evangelist einen unprätentiösen, stringenten Erzählton an. Klaus Uwe Ludwig steigerte sich zu einer intensiven Innerlichkeit, die in den markerschütternden Jesus-Worten "Mein Gott, warum hast du mich verlassen" ihren aufwühlenden Höhepunkt erlebte.
   Aus dem Projektchor der Kantorei stachen immer wieder solistische Phrasen heraus, die sich im Gespräch mit Jesus und dem Evangelisten einklinkten. Mit glockenhellem Tenor, später schuldgebeugt, gab Dr. Friedrich Karl Azzola den Judas und in unschuldiger, naiver Manier verleugnetet Ingo Stoffel als Petrus seinen Herrn drei Mal. In Solopassagen waren auch noch Thomas Herwig (Hoher Prieseter), Heiko Reinheimer (Pilatus), Stephanie Röhrig (Frau des Pilatus) sowie Antje Rauch und Christiane Ganß als Mägde zu hören.
    Eine famos Leistung des Gesamtensembles, das vom hasserfüllten "Kreuziget ihn" bis zum finalen Flehen: "Hilf uns armen Sündern zu der Seligkeit. Kyrie Eleison", einen großen emotionalen Spagat hinlegte. Lang anhaltender Applaus für nicht leicht zugängliche Masik war die Belohnung.

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